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Einleitung

Parteipolitischer Widerstand Widerstand traditioneller Eliten Militärischer Widerstand Kirchlischer Widerstand

Die Frage nach einer einheitlichen Definition des Widerstandes ist strittig. Es gibt mehrere Theorien, den Begriff Widerstand zu definieren. Im Allgemeinen ist das Wort Widerstand ein Oberbegriff der verschiedenartigen Handlungen, Einstellungen und Haltungen, die gegen eine Ideologie oder zum Beispiel gegen eine machthabende Herrschaft gerichtet sind. Wir sind der Meinung, dass sich Widerstand in aktiven und passiven Widerstand unterscheiden lässt. Um das zu verdeutlichen, nehmen wir als Beispiel den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Im Falle des Nationalsozialismus gehören zum passiven Widerstand diejenigen, die es geschafft haben, sich nicht von der Massenpsychose manipulieren zu lassen und ihren eigenen moralischen Grundsätzen treu zu bleiben. Zum aktiven Widerstand zählen wir diejenigen, die öffentlich mit Widerstandsaktionen opponiert haben.

Anfänge des Widerstandes gegen Rechtsextremismus sind erst mit dem Aufstieg der NSDAP zu erkennen. Mit dem Aufbau des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wurde auch der Widerstand gegen den Rechtsextremismus geboren. Denn durch die Taten der Nationalsozialisten erkannte man das schlechte Wesen rechter Strömungen, welche durch extremistische Einstellungen noch verstärkt wurden. Die moralischen Tugenden der Widerstandsgruppen gegen den Nationalsozialismus sind meistens auch die im heutigen Kampf gegen den Rechtsextremismus zu erstrebenden. Der große Unterschied zwischen damals und heute liegt darin, dass die Widerständler von damals aus einer bedrohenden Not heraus handelten, die heute zum Glück noch nicht gegeben ist. Wir sind der Meinung, dass diejenigen, die sich gegen das Nazi-Regime auflehnten, eine Rolle als Wegweiser in unserer Gesellschaft einnehmen sollten. Sie haben uns gezeigt, wie wir uns im Notfall zu verhalten haben und was wir schätzen sollen.

Widerstand im Nationalsozialismus

In der Bundesrepublik Deutschland hieß es lange Zeit, dass der Widerstand gegen den Nationalsozialismus ein "Widerstand ohne Volk " gewesen sei. Fast das gesamte deutsche Volk sei in einen Bann gezogen worden und deshalb könne man von Widerstand eher nicht reden. Doch durch intensive historische Forschungen wurde nachgewiesen, dass etwa 10 Prozent der damaligen deutschen Bevölkerung im Widerstand tätig waren. Folgend geben wir einen kurzen Überblick über die Struktur des Widerstandkampfes gegen den Nationalsozialismus.

Es waren vor allem Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle und Wissenschaftler, die schon weit vor 1933 Warnungen gegenüber dem Nationalsozialismus aussprachen. Leider blieben sie ohne nennenswertes Echo. Der Schriftsteller Kurt Tucholsky zum Beispiel antizipierte die schrecklichen Folgen des Nationalsozialismus und machte sie 1930 in seinem Gedicht "Deutschland erwache" publik. Dort heisst es in einer Strophe, "Dass der Nazi dir einen Totenkranz flicht: Deutschland siehst du das nicht?". Carl von Ossietzky verfasste 1931 kurz vor der Machtübernahme Hitlers ein vernichtendes Urteil über den Nationalsozialismus: "Die gleiche Not, die alle schwächt, ist Hitlers Stärke. Der Nationalsozialismus bringt wenigstens, die letzte Hoffnung von Verhungernden: den Kannibalismus. Man kann sich schließlich noch gegenseitig fressen. Das ist die fürchterliche Anziehungskraft dieser Heilslehre. Sie entspricht nicht nur den wachsenden barbarischen Instinkten einer Verelendungszeit, sie entspricht vor allem der Geistessturheit und politischen Ahnungslosigkeit jener versackenden Kleinbürgerklasse, die hinter Hitler marschiert."

Aber auch von anderer Seite gab es frühzeitig Kritik, zum Beispiel von der bürgerlich- linksliberalen Seite. Das Thema dieser Kritik war meist auf den Antisemitismus fokussiert. Der wohl prominenteste Vertreter war Theodor Heuss. Er schrieb 1932 das Buch "Hitlers Weg. Eine historisch-politische Studie über den Nationalsozialismus". Darin macht er auf die kommende Gefahr aufmerksam, indem er schreibt: "Die Zerstörung jüdischer Friedhöfe muss eine Gemeinschaft tief treffen, in der, im Widerspruch zu allem Geschwätz von der individualistischen Auflösungskraft des Jüdischen, die Familie lebensvolle Bindung auch in die Vergangenheit bedeutet, sie beschmutzt uns alle. Wir tragen einen Fleck an uns herum, seit in Deutschland solches, feig und ehrfurchtlos, möglich wurde."

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Widerstand auf der parteipolitischen Organisationsebene

Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) war 1932 drittstärkste Partei Deutschlands. Sie war die einzige Organisation, die schon frühzeitig sich auf den Widerstandskampf gegen die NSDAP vorbereitete. Sie wollte besonders für den Fall einer Machtübernahme durch Hitler vorbereitet sein. Die KPD kam zu dem Entschluss, den gesamten Widerstand aus dem Untergrund heraus zu organisieren und rüstete sich auf ein Fortbestehen als Geheimorganisation. Die Kommunisten waren der festen Überzeugung, den Nationalsozialismus im Alleingang besiegen zu können. Die Art des Widerstandes in der gesamten Zeit des Nationalsozialismus ist unterschiedlich zu betrachten. Er lässt sich in mehrere Phasen einteilen: Die Anfangsphase, bis Mitte der 30er Jahre, war durch die starre Parteibürokratie von einem verlustreichen Aktionismus gekennzeichnet. Er äußerte sich weitgehend in Demonstrationen, die zahlreiche Aktivisten das Leben kostete. Sie liefen ins offene Messer, hatten Opfer zu beklagen und konnten sich häufig nur noch selbst unterstützen. Viele versuchten nach Moskau zu flüchten, was noch weitere Opfer forderte, weil sie dort sehr misstrauisch empfangen wurden.

Die nächste Phase wurde im August 1935 durch die Änderung der Taktik der Kommunisten eingeleitet. Die überzentralisierte Parteiorganisationsebene wurde aufgegeben und der illegalen Parteibasis mehr Eigenverantwortung übertragen. Zum anderen änderte sich die Einstellung gegenüber der SPD. Die vormals als Sozialfaschisten bezeichnete Partei sollte als Verbündeter gewonnen werden (Volksfrontstrategie). Die SPD blieb aber gegenüber der KPD weiterhin skeptisch.

In der letzten Phase, in der Zeit während des Krieges, organisierte sich der Widerstand besonders in kleineren, unabhängigen kommunistischen Gruppierungen, deren Hauptaufgaben Propaganda und Sabotageaktionen waren. Einige dieser Gruppierungen waren die Bästlein-Gruppe, die Uhrig-Römer-Gruppe und die Saefkow-Gruppe. Doch ein straff organisierter Widerstandskampf, wie er in der DDR propagiert wurde, fand nicht statt.

Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) war bis zum sensationellen Erfolg der NSDAP stärkste und bestorganisierteste Partei Deutschlands. Im Gegensatz zur KPD war sie nach Hitlers Machtergreifung entschlossen, ihre oppositionelle Arbeit ausschließlich im legalen Sektor durchzuführen. Die Möglichkeit des Betreibens einer Widerstandsbewegung auf einer rein verfassungsrechtlichen Grundlage wurde der SPD aber mit der Legitimation des "Ermächtigungsgesetzes" genommen. Die letzten offen ausgesprochenen Worte des Widerstands im damaligen Parlament waren die Worte des SPD-Vorsitzenden Otto Wels. Sie lauteten: "Vergeblich wird der Versuch bleiben, das Rad der Geschichte zurückzudrehen. Wir Sozialdemokraten wissen, dass man machtpolitische Tatsachen durch bloße Rechtswahrungen nicht beseitigen kann. Wir sehen die machtpolitische Tatsache ihrer augenblicklichen Herrschaft. Aber auch das Rechtsbewusstsein des Volkes ist eine politische Macht und wir werden nicht aufhören, an dieses Rechtsbewusstsein zu appellieren. Die Verfassung von Weimar ist keine sozialistische Verfassung. Aber wir stehen zu den Grundsetzen des Rechtsstaates, der Gleichberechtigung, des sozialen Rechts, die in ihr festgelegt sind. Wir deutschen Sozialdemokraten bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus. Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten."

Am 2. Mai 1933 kam es zum Sturm auf die deutschen Gewerkschaften, den sozialen Unterbau der SPD. Die Zerschlagung der SPD gipfelte am 22. Juni 1933 im Verbot jeglicher politischer Tätigkeit. Folgend bildete die SPD ähnlich wie die KPD einen Exilparteivorstand im Ausland (Prag) und richtete rings um Deutschland Grenzsekretariate ein. Sie verfassten eine Zielstellung ihres Widerstandkampfes, derzufolge nach der Destruktion des Nationalsozialismus ein neuer demokratischer Staat mit der Auflösung des bisherigen politischen Apparates samt der Eliten in der Bürokratie und Trennung von Staat und Kirche entstehen sollte. Diese Programmschrift bekam den Namen "Prager Manifest". Die meisten Mitglieder der SPD leisteten aber keinen Widerstand, das hieß aber auch nicht, dass sie sich der Ideologie des Nationalsozialismus unterordneten. Sie verweigerten still und bildeten damit Zonen, in denen der Einfluss der NS-Propaganda wirkungslos blieb. Dennoch gab es einige sehr aktive Widerstandskämpfer der SPD. Julius Leber, Adolf Reichwein, Wilhelm Leuschner, Carl Mierendorff und Theodor Haubach sind allgemein für ihre Widerstandsarbeit bekannt, doch einige erlebten die Wiederauferstehung ihrer Partei nach Ende des Krieges nicht mehr. Adolf Reichwein zum Beispiel war der Mitbegründer des Kreisauer Kreises und stand auch Claus Schenk Graf von Stauffenberg sehr nahe. Auch wenn man nicht von einem einheitlichen Widerstandskampf reden kann, bestanden fast zu allen anderen Gruppierungen Kontakte. Die meisten der aktivsten sozialistischen Widerstandsgruppen gehörten organisatorisch nicht zur SPD. Die drei bekanntesten Widerstandsgruppen, die sich von der SPD lösten und eher weiter links standen, waren die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAPD), der Internationale Sozialistische Kampfbund (ISK) und eine Gruppe, die sich nach ihrer im Herbst 1933 publizierten Programmschrift "Neu Beginnen" nannte. Die Widerstandsarbeit dieser Gruppen beschränkte sich aber eher auf die Vorkriegsphase, danach wurden sie fast vollständig von der GESTAPO zerschlagen. Das Problem aller Gruppen war, dass eine Widerstandsarbeit aus dem Ausland heraus fast unmöglich war.

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Die traditionellen Eliten und der Widerstand

Der Widerstand der traditionellen Eliten ist ein gutes Beispiel dafür, dass der deutsche Widerstand alle Schichten der Gesellschaft erfasste. Bürgertums und Adel, deren Stellung sich besonders durch Besitz, Bildung und Einfluss manifestierte, sympathisierten am meistem mit dem nationalsozialistischen Regime. Gründe, Widerstand zu leisten, waren sowohl die Radikalisierung der nationalsozialistischen Politik, insbesondere gegenüber den Juden, als auch die expansionistische Außenpolitik Hitlers und der Dilettantismus der NS-Außenpolitik. Einige der unbedingt zu nennenden Widerstandsgruppen waren der Kreisauer Kreis, der Goerdeler-Kreis, der Solf-Kreis, die Strassmann-Gruppe und der Freiburger Kreis. Zur heutigen Zeit würde man den Kreisauer Kreis zu seiner Entstehungszeit (1942) als eine Diskussionsrunde enger Bekannter charakterisieren, doch im Nationalsozialismus war es Hochverrat. Die Themen dieser Runde, die meist aus Adligen bestand, betrafen alle gesellschaftlichen Bereiche, jedoch wurden die Diskussionen immer politscher und regimekritischer. Die führenden Köpfe dieses Kreises waren Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf von Wartenburg. Die sich daraus bildende Opposition war getragen von Persönlichkeitscharakteristika wie Weltläufigkeit, soziale Verantwortung und christliches Engagement.

Der Kreisauer Kreis formulierte im Mai 1942 eines der Schlüsseldokumente des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus ("Grundsätzliche Erklärung"). Darauf aufbauend publizierte er 1943, basierend auf sieben unverzichtbaren Forderungen für die Neugestaltung der inneren sozialen Ordnung, "Grundsätze für die Neuordnung": "Die Regierung des Deutschen Reiches sieht im Christentum die Grundlage für die sittliche und religiöse Erneuerung unseres Volkes, für die Überwindung von Hass und Lüge, für den Neuaufbau der europäischen Völkergemeinschaft. [...] Die Reichsregierung ist daher entschlossen, folgende nach innen und außen unverzichtbare Forderungen mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln zu verwirklichen: 1. Das zertretene Recht muss wieder aufgerichtet und zur Herrschaft über alle Ordnungen des menschlichen Lebens gebracht werden. Unter dem Schutz gewissenhafter, unabhängiger und von Menschenfurcht freier Richter ist es Grundlage für alle zukünftige Friedensgestaltung. 2. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit wird gewährleistet. [...] 3. Brechung des totalitären Gewissenszwangs und Anerkennung der unverletzlichen Würde der menschlichen Person als Grundlage der zu erstrebenden Rechts- und Friedensordnung. Jedermann wirkt in voller Verantwortung an den verschiedenen sozialen, politischen und internationalen Lebensbereichen mit. Das Recht auf Arbeit und Eigentum steht ohne Ansehen der Rassen-, Volks- und Glaubenszugehörigkeit unter öffentlichem Schutz. 4. Die Grundeinheit friedlichen Zusammenlebens ist die Familie. Sie steht unter öffentlichem Schutz, der neben der Erziehung auch die äußeren Lebensgüter: Nahrung, Kleidung, Wohnung, Garten und Gesundheit sichern soll. [...] 6. Die persönliche politische Verantwortung eines jeden erfordert seine mitbestimmende Beteiligung an der neu zu belebenden Selbstverwaltung der kleinen und überschaubaren Gemeinschaften. In ihnen verwurzelt und bewährt, muss seine Mitbestimmung im Staat und in der Völkergemeinschaft durch selbstgewählte Vertreter gesichert und ihm so die lebendige Überzeugung der Mitverantwortung für das politische Gesamtgeschehen vermittelt werden. 7. Die besondere Verantwortung und Treue, die jeder einzelne seinem nationalen Ursprung, seiner Sprache, der geistigen und geschichtlichen Überlieferung seines Volkes schuldet, muss geachtet und geschützt werden. (Quelle: Walter Hofer (Hrsg.) Der Nationalsozialismus, Dokumente 1933-1945, Fischer TB, Frankfurt a.M. 1983, s.333f.)".

Die Mitglieder des Kreisauer Kreises hatten die Wiederherstellung eines humanen Rechtsstaates zum Ziel, welcher nach der Zerschlagung des nationalsozialistischen Regimes nach ihren Grundsätzen aufgebaut werden sollte. Einen gewaltsamen Umsturz des diktatorischen Regimes sahen sie nicht als ihre Aufgabe an, da sie wie andere Widerstandsgruppen die Gefahr sahen, dass dieser zu einer Legende führen könnte. Wie im ersten Weltkrieg hätte es dann zu einer zweiten "Dolchstoßlegende" kommen können und damit wollten sie ihren politischen und gesellschaftlichen Neustart nicht belasten. Wenn man die Problematik der "Dolchstoßlegende" betrachtet, muss man unbedingt das Problem des Tyrannenmords erwähnen. Der Tyrannenmord konnte wegen den damaligen Moralvorstellungen nicht legitimiert werden.

Eugen Gerstenmaier, Mitglied des Kreisauer Kreises, ordnete seine Organisation folgendermaßen in den Gesamtzusammenhang des Widerstandes ein: "Geschichtliche Wahrheit ist, dass auch die Kreisauer für den Sturz Hitlers gearbeitet haben, indem sie sich energisch darum mühten, dass Deutschland nach der Vernichtung Hitlers bestehen könne. Sie waren der Meinung, je genauer und weitblickender die Vorbereitung dafür sei, desto mehr Chancen habe der Tag X und desto eher werde der Sturz Hitlers und seines Systems herbeizuführen sein."

Ein weiterer oppositioneller Kreis war der "Goerdeler-Kreis". Er gruppierte sich um Carl Goerdeler(geb.1884), welcher von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig und zugleich, 1931/32 und 1934/35, Reichskommissar für die Preisüberwachung war. Nach 1933 verweigerte er zunächst nicht die Mitarbeit im nationalsozialistischen Staat, geriet aber wegen Hitlers Kirchen- und Rassenpolitik sowie der Unterdrückung rechtsstaatlicher Normen zunehmend in Widerspruch zum Regime. 1937 trat er aus Protest gegen die nationalsozialistische Regierung als Oberbürgermeister zurück. Ab 1938 nahm er Kontakt zu anderen konservativen Oppositionellen aus Bürgertum und Militärkreisen, u. a. zu Generaloberst Ludwig Beck (bis 1938 Generalstabschef des Heeres), auf. Mit dem Kriegsbeginn dehnte sich die Mitgliederschaft aus, es waren meist Männer des konservativen und nationalliberalen Bürgertums und christliche Politiker. Die Oppositionsarbeit des Goerdeler Kreises ging in zwei Richtungen. Erstens strebten sie einen durch das Militär getragenen Staatsstreich an, um das Hitler Regime auszuschalten und eine Ausweitung des Krieges zu verhindern. Zweitens erarbeiteten sie Entwürfe einer dem Nationalsozialismus folgenden Gesellschaftsform, welche auf Rechtsstaatlichkeit, Moral, bürgerlichen Anstand und christliche Weltanschauung beruhen sollte. Dazu verfasste Carl Goerdeler Ende 1941 eine Programmatik mit dem Titel "Das Ziel". Sie gehört zusammen mit den "Grundsätzen der Neuordnung" des Kreisauer Kreises zu den wichtigsten Verfassungsentwürfen des Widerstandes. Am 2. Februar 1945 wurde Carl Goerdeler hingerichtet.

Der Solf-Kreis entstand aus einer Teegesellschaft von regimekritischen, gebildeten Bürgern in der Berliner Wohnung von Hanna Solf. Bei ihr trafen sich Diplomaten des Auswärtigen Amtes, wie der Gesandte Dr. Otto Kiep, der Legationsrat Hilger von Scherpenberg, der Botschaftsrat i.R. Albrecht Graf von Bernstorff, Industrielle wie Nikolaus von Halem und Publizisten wie Karl Ludwig Freiherr von Guttenberg (Herausgeber der katholischen Zeitschrift "Weiße Blätter". Widerständige Aktionen gingen vom Solf-Kreis nicht aus, er war eher ein Austauschkreis gleichgesinnter Oppositioneller. Der Solf-Kreis diente oft als Vermittler und Kontaktknüpfer zu anderen Widerstandsorganisationen, wobei es den Mitgliedern immer ein großes Anliegen war, Hilfe für Verfolgte, besonders Juden, zu finden. Nachdem am 10. September 1943 ein Denunziant der GESTAPO bei einem der Treffen anwesend war, wurde der Solf-Kreis ausgelöscht und fast alle Mitglieder hingerichtet.

Die drei entschiedenen Liberalen Ernst Strassmann, Oskar Stark und Hans Robinsohn gründeten Pfingsten 1934 einen Widerstandskreis, der zwar keinen speziellen Namen hatte aber nachträglich Strassmann-Gruppe benannt wurde. Die Gruppe zeichnete sich dadurch aus, dass sie straff organisiert war und sich ihre Arbeit als sehr konspirativ erwies. Ihre Aktivitäten beschränkten sich besonders auf das Aufmerksammachen von oppositionellen Strömungen im Ausland, um Unterstützung für eine Regierung zu erwerben, die nach dem Sturz Hitlers antreten sollte. Erfolglos jedoch war die Kontaktaufnahme zum britischen Außenministerium im Frühjahr 1939. Wie viele andere Widerstandsgruppen gehörte auch die Strassmann-Gruppe zu den schon genannten antifaschistischen Bewegungen, die mögliche Perspektiven einer Nachkriegsordnung erarbeiteten. Dabei bekannten sie sich sehr zu Europa und waren für eine starke Zurückdrängung des Nationalismus: "Die Vorraussetzung jeder Innen- und Wirtschaftspolitik [...] ist Frieden und Zusammenarbeit zwischen den Nationen. Daher ist es auf außenpolitischem Gebiet das Bestreben der Deutschen Opposition, so schnell wie möglich Deutschland wieder in ein internationales System der Zusammenarbeit auf friedlicher und die Rechte aller Nationen wahrender Art einzugliedern.".

Die Angehörigen der "Bekennenden Kirche", Adolf Lampe, Constantin von Dietze und Walter Eucken, alle drei Professoren der Volkswirtschaft, arbeiteten seit Ende 1938 in dem Gesprächskreis "Freiburger Konzil" zusammen. Schwerpunkt waren Diskussionen theologischer Fragen, an denen auch der Historiker Gerhard Ritter und andere Interessierte beider geistlichen Konfessionen teilnahmen. Diese Diskussionen fokussierten meist auf die Streitfrage, wie sich Christen gegenüber einer Staatsführung, welche die göttlichen Gebote missachtet, verhalten solle. Die Bekennende Kirche gab dem Konzil den Auftrag für eine nach dem Krieg geplante Weltkirchenkonferenz Grundsätze der Neuordnung Deutschlands zu erarbeiten. Zu der Diskussion eines Entwurfes wurde auch Carl Goerdeler eingeladen. Diese Verbindung zum Goerdeler Kreis wurde den Freiburgern zum Verhängnis, da sie dadurch von der GESTAPO entdeckt und am 20. Juli 1944 verhaftet wurden.

Die drei Freiburger; Dietze, Lampe und Eucken; gehörten noch einer anderen Freiburger Gruppe an, welche aus Wirtschaftswissenschaftlern bestand. Diese so genannte "Arbeitsgemeinschaft Erwin von Beckerath" befasste sich vor allem mit dem Übergang von der Planwirtschaft zur Marktwirtschaft. Mit der Ablehnung einer zentralgelenkten Wirtschaftsordnung sowie einer sich völlig selbstüberlassenen Marktwirtschaft schufen sie die theoretische Vorarbeit für die von Ludwig Erhard eingeführte soziale Marktwirtschaft. Diese beiden oppositionellen Vereinigungen Freiburgs sind auch bekannt als der "Freiburger Kreis".

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Der militärische Widerstand

Die Machtübernahme durch Hitler wurde von den Militärs begrüßt. Sie erhofften sich von ihm die Überwindung der Hindernisse des Versailler Vertrages und eine Vergrößerung des Heeres. Andererseits standen sie dem damit verbundenen Aufstieg von SA und SS kritisch gegenüber, da klar war, dass SA- und SS-Angehörige auch hohe Schlüsselpositionen der Militärs besetzen würden. Sie standen dem autoritären Staatsbild Hitlers positiv gegenüber und billigten die Zentralisation der Macht auf Hitlers, da er ihnen eine baldige Aufrüstung versprach.

Erst durch die Ermordungen am 30.Juli 1934 regten sich oppositionelle Kräfte, denn unter den Ermordeten waren zwei ehemalige Generäle. An der Spitze stand der damalige Major Hans Oster. Er arbeite in der Abwehrabteilung des Reichswehrministeriums, der späteren Zentrale des militärischen Widerstandes. Er kritisierte die Zerstörung des Rechtsstaates und die Methoden des NS-Regimes sowie den propagierten Antisemitismus und die Kirchenfeindschaft.

Von einer oppositionellen Bewegung im eigentlichen Sinne kann man jedoch erst ab Beginn des Jahres 1937 sprechen, als Offiziere die aggressive Außenpolitik als zunehmende Gefahr wahrnahmen. Dies war jedoch eher eine formelle Kritik, da die Wehrmacht ihrer Ansicht nach noch nicht entsprechend gerüstet war. Als Reaktion auf diese Kritik wurden der Generaloberst Werner Freiherr von Frisch und der Kriegsminister von Blomberg aus ihren Positionen gedrängt. Dies hatte auch zur Folge, dass Hitler zum Oberbefehlshaber der Wehrmacht wurde. Diese ersten Oppositionellen bekamen später Unterstützung von Generaloberst Ludwig Beck, der sich gegen die Annexion Österreichs und der Tschechoslowakei wandte. Er versuchte den Generalstab zur Befehlsverweigerung zu bewegen, musste jedoch im August 1938 zurücktreten.

Weitere Militärs überlegten, wie man Hitler von der aggressiven Außenpolitik abbringen könnte. Zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr aus Rüstungsgründen wie früher. Einige hochrangige Offiziere schlossen sich der Opposition an unter ihnen : Hans Oster, Hanz Hadler, Erwin von Witzleben und Canaris. Es kam zu zwei unterschiedlichen Auffassungen: Eine Strömung wollte Hitler töten, die andere wollte ihn lediglich zwingen, seine Kriegspläne aufzugeben.

Der Kreis um Hans Oster war zu einer militärischen Intervention bereit. Als Anlass sollte ihnen der Angriff auf Österreich und die Tschechoslowakei dienen. Die Generäle suchten für diese Zwecke Unterstützung im Ausland. Ihre Absicht gegen Hitler zu putschen teilten sie sogar Churchill mit. Nachdem ihnen jedoch die internationale Hilfe durch das "Münchener Abkommen" nicht zugesichert wurde, verschob die Militäropposition den Putsch, bis sie schließlich resignierte. Auch der Überfall auf Polen wurde zwar kritisiert, doch man blieb passiv. Das Ansehen Hitlers im Militär sank mit dem Westfeldzug, da mehrere internationale Abkommen gebrochen wurden und zunehmend Nachrichten über das Schreckensregime in Polen durchdrangen. Die Erfolge an der Westfront steigerten das Ansehen jedoch wieder, und bis Stalingrad war ein Putsch nicht möglich. Dennoch war die militärische Opposition nicht untätig. Sie knüpfte Verbindungen zu zivilen Widerstandsgruppen. Als Zentrum des Widerstandes entwickelte sich immer weiter das "Amt Ausland/Abwehr" des Oberkommandos der Wehrmacht (OKW) und der Führung von Admiral Canaris. Immer wieder wurde versucht, die Westoffensive zu behindern. Erst 1944 wurde dieses Zentrum mit der Deportation von Canaris und seiner Ermordung im KZ zerschlagen.

Die Gräuel der deutschen Besatzungspolitik und die systematische Verfolgung der Juden riefen immer mehr Oppositionelle auf den Plan. Widerstand ist in einer autoritär geführten und hierarchisch geführten Gruppe, wie es das Militär nun mal ist, nur auf hoher Dienstebene zu erwarten. Gehorsam und Obrigkeitsglaube sind wichtige Bestandteile des Militärs. Sicherlich gibt es auch Beispiele für Deserteure und Soldaten, die sich weigerten, unmenschliche Befehle auszuführen, doch sie waren nicht die Regel. Es war schwer, einen populären und einflussreichen Frontgeneral zu finden, der sich an die Spitze eines Umsturzes setzen würde. Immer wieder wurden Attentate versucht, die jedoch fast immer tragisch scheiterten. Oberst Treskow ließ eine Bombe in Hitlers Flugzeug verstecken. Da es nicht gelang die Bombe im Passagierraum zu verstecken, musste sie im Frachtraum deponiert werden. Dort versagte der Zünder aufgrund der hohen Kälte. Immer weitere Anschlagsversuche schlugen fehl. Es gelang nicht, Hitler zu ermorden. Im Sommer 1944 hatte sich die militärische Lage bereits soweit gewandelt, dass in den hohen Militärkreisen ein Attentat oder Umsturz nicht mehr für nötig gehalten wurde. Man nahm an, dass Deutschland sowieso bald von den Alliierten unterworfen werden würde.

Oberst von Stauffenberg hatte jedoch beschlossen, das von langer Hand vorbereitet Attentat und den damit verbundenen Umsturz trotzdem auszuführen, um ein Signal des Widerstandes an das Ausland zu senden. Er vertrat die Meinung, es komme nicht mehr auf den Zweck an, "sondern darauf, dass die deutsche Widerstandsbewegung vor der Welt und vor der Geschichte den entscheidenden Wurf gewagt hat."

Das Attentat musste dreimal verschoben werden, da nicht nur Hitler sondern auch Himmler und Göring ermordet werden sollten und sie bei den ersten drei Terminen nicht auf dem Berghof bei Berchtesgaden erschienen waren. Auch am vierten Datum, dem 20. Juli.1944, kamen sie nicht, aber Stauffenberg und sein Adjutant Werner van Haeften wollten nicht länger warten und brachen mit der Bombe in einer Aktentasche von einem Militärflughafen in der Nähe Berlins zum Führerhauptquartier auf. Auf dem Flug machte Stauffenberg die Bombe scharf. Während der Besprechung mit Hitler positionierte sie Stauffenberg in der Nähe Hitlers und verließ den Raum. Um 12.45 explodierte die Bombe und tötete fünf der vierundzwanzig Anwesenden. Hitler wurde nur leicht verletzt, doch Stauffenberg war von seinem Tod überzeugt und informierte seine Verbündeten. Die versuchten daraufhin die Wehrkreise zu übernehmen. Jedoch war General Fromm, der Befehlshaber des Ersatzheeres, nicht bereit, sich Stauffenberg anzuschließen. Er wurde verhaftet. Als jedoch Hitlers Überleben im Radio verkündet wurde, brach die Unterstützung für Stauffenberg zusammen. Kurz vor Mitternacht verhaftete Fromm, der von hitlertreuen Truppen befreit worden war, die Spitzen des Widerstandes. In den folgenden Tagen wurden die Regimegegner von der Gestapo erbarmungslos verfolgt. Anfang August begannen die Prozesse vor dem Volksgerichtshof. Es wurden mehrere Hunderte auf grausame Weise hingerichtet oder ins KZ deportiert.

Der militärische Widerstand war eine der stärksten Widerstandsgruppen, durch ihn wurden viele zivile Widerstandsgruppen verknüpft und die Anschläge wurden häufig nur durch Unglücke vereitelt. Doch wieder waren es wenige Einzelpersonen, die sich gegen das Regime auflehnten. Sie hatten die Möglichkeiten wirkungsvollen Widerstands, scheiterten aber häufig an der fehlenden Unterstützung durch das Ausland oder aber an der Regimetreue größer Teile des militärischen Führungsstabes. Ein wesentlicher Grund, warum sich viele Militärs der Oppositionsbewegung nicht anschlossen, war der von ihnen ab Anfang 1937 direkt auf Hitler geleistete Eid. Einen Eid zu brechen hatte den Verlust der Ehre zur Folge - für die damalige Zeit eine Riesenschmach.

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Die kirchliche Opposition während des Nationalsozialismus

Die Kirchen standen anfangs dem Nationalsozialismus nicht kritisch gegenüber. Die NS-Ideologie wurde vor allem von der protestantischen Kirche interessiert aufgenommen, da sie der Tradition einer starken Obrigkeit mit enger Verbindung von weltlicher und sakramentaler Macht entsprach. Die katholische Kirche stand dem Nationalsozialismus kritischer gegenüber, da sie für die Wahrung der religiösen Werte und für kulturelle Autonomie einstand. Hitler hatte den Katholiken ein Konkordat, also die Festschreibung der Rechte der Kirche in Deutschland mit dem Vatikan, in Aussicht gestellt und so auch die Katholiken für sich gewonnen.

Widerspruch gegen die NS-Ideologie kam nur von Randgruppierungen. Widerstand formierte sich zuerst in der Arbeiterbewegung der Kirchen wie z. B. bei Jakob Kaiser und den streng frommen Christen. Theologen wie Dietrich Bonhoeffer hegten auf Seiten der katholischen Kirche als erstes Bedenken gegen Hitlers Regime, da sie den totalen Verfügungsanspruch ablehnten.

Im Frühjahr 1933 wollten die Nationalsozialisten ein Kirchenreform durchsetzen, die eine Zentralisation der Kirche zur Folge haben sollte und eine einheitliche "Reichskirche" hätte entstehen lassen. Diese sollte dann hierarchisch organisiert und unter einem Reichskanzler vereinigt werden. Eine Vereinigung, die dem Nationalsozialismus besonders nah stand, waren die Deutschen Christen. Sie gewannen innerhalb der Kirche immer mehr Einfluss. Diese Entwicklung wurde kritisch betrachtet und führte zu den ersten anti-nationalsozialistischen Einflüssen in der Kirche. Die Opposition vertrat die Meinung, dass sich die Kirche nicht in den Staat und der Staat sich nicht in die Kirche einmischen solle. Daraus entwickelte sich der erste wirkliche Widerstand. Ziel war, die Deutschen Christen, die massiv von der NSDAP unterstützt wurden, ab zuwehren.

Die Bekennende Kirche war die erste Organisation des Widerstandes in der Kirche. Mit Hilfe der "Barmer Theologische Erklärung" von 1934 sollte der Einfluss des totalitären NS- Regimes verhindert werden. In der Erklärung heisst es, dass der totalitäre Staat Grenzen in den Geboten Gottes finde und dass es die Aufgabe der Kirche sei "an die Verantwortung der Regierenden" zu erinnern. Ziel der Erklärung war es, "der Zerstörung des Bekenntnisses und damit der evangelischen Kirche in Deutschland im Glauben und in der Einmütigkeit zu widerstehen. Den Versuchen durch falsche Lehre, durch Anwendung von Gewalt, Unlauterkeit des Vorgehens die Einheit der deutschen evangelischen Kirche herzustellen: Die Einigkeit der evangelischen Kirchen Deutlands kann nur werden aus den Worten Gottes im Glauben durch den Heiligen Geist." Der Widerstand innerhalb der Kirche war jedoch nicht politisch motiviert, sondern richtete sich zu diesem Zeitpunkt gegen die Kirchenpolitik Hitlers. Die Bekennende Kirche hat also nicht die Absicht gehegt, gegen das nationalsozialistische Regime im Sinne eines Umsturzes zu intervenieren. Die oppositionellen Kräfte vermochten jedoch die Eingliederung der evangelischen Kirche in Hitlers Ideologie zu verhindern.

Es gab innerhalb der Kirche lange widersprüchliche Ansichten, wie man auf die Forderung nach Loyalität gegenüber dem Staat einerseits und die staatlichen Verstöße gegen die Gebote andererseits reagieren sollte. Klar war einzig, dass die organisatorischen Strukturen und die Unabhängigkeit der Kirche gewahrt werden mussten. Die oppositionellen Kräfte gerieten mit der Zeit immer mehr auch in politische Opposition zum Staat und nahmen den Kampf im politischen Sinne gegen das Regime auf. Das geschah auf Grundlage ihrer tiefen Überzeugungen, die mit der nationalsozialistischen Ideologie im allgemeinen und dem Antisemitismus und der Euthanasielehre im speziellen nicht vereinbar war.

Es kam zu immer mehr Repressalien gegen die katholische Kirche, so wurde die katholische Vereinsarbeit zunehmend behindert. Der katholischen Kirche wurden öffentliche Publikationen untersagt. Ebenso richtete sich die nationalsozialistische Politik zunehmend gegen kirchliche Feiertage und Prozessionen.

Die Führer der katholischen Kirche engagierten sich erst zu dem Zeitpunkt, als die Nationalsozialisten einen Kampf gegen die Ordensgemeinschaften zu führen begannen. Die Nationalsozialisten urteilten Ordensgeistliche wegen angeblicher Devisenschiebereien und Sittlichkeitsvergehen ab.

Es kam zu einem päpstlichen Rundschreiben, das unter dem Titel "Mit brennender Sorge" bekannt ist. In diesem Rundschreiben werden die Zustände in Deutschland kritisiert und der Papst distanziert sich erstmals deutlich vom Nationalsozialismus. "Mit brennender Sorge und steigendem Befremden beobachten wir seit geraumer Zeit den Leidensweg der Kirche, die wachsende Bedrängung der ihr in Gesinnung und Tat treubleibenden Bekenner und Bekennerinnen inmitten des Landes und der Volkes." Der Papst verweist des weiteren auf das Konkordat. Besonders interessant ist die Kritik an der Rassenpolitik, da er in diesem Zusammenhang nicht auf die Judenfrage zu sprechen kommt. Auch in der Folgezeit war die Mehrzahl der hohen Würdenträger in Deutschland nicht im Widerstand aktiv und nahm auch nicht zu diesem Dokument Stellung.

Einige Bischöfe forderten die Auseinandersetzung mit der NS-Ideologie, der Vorsitzende Kardinal Bertram fürchtete jedoch weitere Repressalien und so blieb es bei vorsichtiger Kritik. Es gab jedoch auch Bischöfe wie Konrad Graf Preysing und Clemes August Graf von Galen, die immer wieder auf eine entschiedenere Konfrontation drängten. Galen verfasste 1941 eine Predigt zur Euthanasie "..., dass man dabei jener Lehre folgt, die behauptet, man dürfe lebensunwertes Leben vernichten, also unschuldige Menschen töten, wenn man meint, ihr Leben sei für Volk und Staat nichts mehr wert." In dieser Predigt zitiert Galen einen von ihm verfassten Brief, in dem er, nach dem er von der Ermordung Behinderter erfahren hat, beim Polizeipräsidenten Anzeige erstattet. Desweiteren schreibt er "Wenn man Grundsätze aufstellt und anwendet, dass man den unproduktiven Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden!" (Quelle Wolfgang Michalka, Das Dritte Reich) Galen belegt die Verbrechen der Euthanasie mit Zahlen und Namen und anhand einzelner Beispiele.

wurde in den Kanzelverkündigungen von 1935 die "rassisch-völkische Weltanschauung" entschieden kritisiert. Der Antisemitismus wurde kurz darauf in einer Denkschrift des "radikalen Flügels" ebenso verurteilt wie die Existenz von Konzentrationslagern oder die Willkür der GESTAPO. Diese Denkschrift wurde jedoch nie veröffentlicht und die offizielle Haltung war weiterhin regimefreundlich. Es kam auch zu keinem Protest gegen die Nürnberger Gesetze oder gegen die Reichspogromnacht 1938. Der Widerstand war nicht organisiert und wurde vor allem von Einzelpersonen getragen. Über 900 Angehörige beider Kirchen wurden von den Nationalsozialisten wegen Widerstandes verhaftet und verurteilt. Die meisten wurden deportiert oder zum Tode verurteilt.

Ein Beispiel ist Pfarrer Martin Niemöller, der aufgrund kritischer Äußerungen und offenen Protestes als herausragende Gestalt der oppositionellen Kräfte in der Kirche zu sehen ist. Er war der Vater des Pfarrernotbundes, dem im Jahre 1934 6000 Pfarrer angehörten und der sich gegen die Judendiskriminierung stark machte. Sein Engagement führte zu einer Deportation ins KZ, das er erst nach der Befreiung vom Faschismus verlassen konnte.

Erwähnenswert ist auch die Bruderschaft Una Sancta, die von dem Priester Max Joseph Metzger gegründet wurde. Er verfasste nach mehrfacher Verhaftung das "Manifest für ein neues Deutschland". Er beabsichtigte, die Opposition im Ausland für das Problem des Nationalsozialismus zu sensibilisieren. Seine Visionen von einem christlichen, antimilitaristischen und demokratischen Deutschland, das seinen Teil zu Weltfrieden und Völkerversöhnung beitragen sollte, brachten ihm im Oktober 1943 die Todesstrafe ein.

In Folge der kirchlichen Proteste gegen das offiziell propagierte "Neuheidentum", das sich an den germanischen Götterkult anlehnen und Hitler zur Gottheit stilisieren sollte, wurden 500 Pfarrer verhaftet.

Dieses rigide Vorgehen der Nationalsozialisten führte teilweise sogar zu von evangelischer und katholischer Kirche gleichartig formulierten Protesten. Die Proteste richteten sich vor allem gegen die Repression der Kirche, Judenverfolgung und die Euthanasiegesetze. Erst 1942 protestierte der Vorsitzende der Bischofskonferenz Bertram in einer Denkschrift an Hitler gegen die Tötung Kranker und Behinderter. Galen hatte bereits ein Jahr zuvor öffentlich die Praxis der Nationalsozialisten kritisiert. Er versuchte nachweislich mehrmals, Bertram zu einer öffentlichen Kritik zu bewegen, aber es gelang ihm nicht.

Eindeutig versuchte anfangs die Kirche als Institution und größte Massenbewegung lediglich, ihren institutionellen und religiösen Rechten Nachdruck zu verleihen. Das Handeln und reale Helfen wurde von Einzelnen praktiziert. Sie forderten eine Neugestaltung Deutschlands und setzten Hitler und dem Nationalsozialismus öffentlich ihre Überzeugungen entgegen. Auch Bonhoeffer wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. Er hatte die Nähe der Militäropposition gesucht und war eng mit dem Goerdeler-Kreis verbunden. Sein mutiges Eintreten für seine Überzeugungen führten zu Deportation. 1942 wurde er im KZ Flossenbürg ermordet.

Er war einer der ersten, die aus ihrer Überzeugung heraus ihren Widerstand begründeten. "Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftordung unbedingt verpflichtet, auch wenn sie nicht einer Gemeinde angehören". Er begründete, dass die Kirche politisch aktiv werden muss, wenn der Staat gegen die Menschenrechte verstößt. "Wenn die Kirche den Staat in seiner Recht und Ordnung schaffenden Funktion versagen sieht" müsse sie "unmittelbar politisch" handeln.

Eine Widerstandsgruppierung, die später auch politisch aktiv wurde, gründete der Jesuitenpater Augustin Rösche. Die Gruppierung kritisierte anfangs die Übergriffe der Nationalsozialisten auf die Klöster, später engagierten sich einige Mitglieder wie Rösche, Delp und König politisch im Kreisauer Kreis und wurden in Verbindung mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verfolgt. Delp und Rösche wurden verhaftet, Delp 1945 ermordet.

In den Untergrund wurden die Zeugen Jehovas gedrängt. Sie wurde 1933 verboten, setzten jedoch ihre Aktivitäten im Untergrund fort. 1936/37 versuchten sie immer wieder, durch Flugblattaktionen die Bevölkerung zum Widerstand zu bewegen und klärten über das NS-Regime auf. Dieser aktive Widerstand forderte von ihnen hohe Opfer. Über 1000 Mitglieder dieser Glaubensgemeinschaft kamen durch die Verfolgung der Nationalsozialisten ums Leben.

Die Kirche wird heutzutage häufig für ihre Passivität kritisiert. Der nicht einheitliche Widerstand, der nur von Einzelnen organisiert wurde, ist sicherlich der Position der Kirche nicht angemessen. Sie, die die modernen Werte in Form der zehn Gebote vertritt und sie als Lehre verbreitet, hätte sicher entschiedener gegen den Nationalsozialismus vorgehen müssen. Die Möglichkeiten dazu waren mit ihrer Präsenz gegeben, denn letztendlich war die Kirche die größte Massenorganisation ihrer Zeit und sehr einflussreich. Doch die Angst vor Repression überwog bei den hohen Würdenträgern.